Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion

    Kaum eine Religion formuliert ethische Werte konsequenter als der Jainismus. Absolute Gewaltlosigkeit, der Verzicht auf Besitz sowie universale Toleranz sind bis heute Leitgedanken dieser aus Indien stammenden Religion. Die Ausstellung «Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion» ermöglicht anhand von ausgewählten Kunstwerken Einblicke in die Lehren, Rituale und Praxis des Jainismus und lädt Besuchende ein, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

    (Bild: © Green Barbet Ltd, Indien) Szene aus dem religiösen Alltag: Jainistischer Mönch am Meditieren. Aus den Dokumentarfilmen der Ausstellung entnommen.

    Die Ausstellung «Jain sein – Kunst und Leben einer indischen Religion» im Museum Rietberg in Zürich führt in eine Religion ein, der heute etwa fünf Millionen Menschen weltweit angehören. Ausserhalb Indiens ist der Jainismus weitgehend unbekannt und wurde im Gegensatz zum Buddhismus, der etwa zur selben Zeit entstand, nie von westlichen Anhängern aufgenommen. In sechs Kapiteln präsentiert die Ausstellung die grundlegenden Überzeugungen des Jainismus, seinen Einfluss auf das tägliche Leben und die religiöse Praxis und zeigt Kunstwerke, die zur Veranschaulichung und Förderung dieser Überzeugungen geschaffen wurden. Die Besuchenden werden ermutigt, sich mit den Grundprinzipien des Jainismus, wie etwa Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen, Nachhaltigkeit und Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Lebensweisen auseinanderzusetzen. Es ist in der Schweiz die erste Ausstellung zum Thema des Jainismus seit nahezu 50 Jahren.

    Die Ausstellung beruht auf neuesten Erkenntnissen der Kunst- und Religionsgeschichte, und präsentiert gleichzeitig Ergebnisse aus der Feldforschung und Interviews mit praktizierenden Jains aus aller Welt. Sie schlägt eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart, indem sie über Migration, die Jain-Diaspora, aber auch über wichtige Themen wie Ökologie oder Gewaltlosigkeit spricht. Sie zeigt ca. 200 Meisterwerke der jainistischen Kunst. Die Kunstwerke kommen mehrheitlich aus der Sammlung des Museums Rietberg, aber auch aus bedeutenden indischen Museen und Privatsammlungen. Die ältesten Kunstwerke sind fast 2000 Jahre alt, die jüngsten stammen aus dem 20. Jahrhundert. Die Ausstellung im «Smaragd» findet in der Park-Villa Rieter mit «Jina sein: Das Kalpasutra» eine Fortsetzung. Hier werden die Legenden des Jina Mahavira und jainistischer Heiliger anhand von Bildern, Geschichten und einer Animation nacherzählt.

    Neben den Kunstwerken sind die fünf Kurzfilme eine Attraktion, die an zwei Orten in der Ausstellung gezeigt werden. Sie erzählen von den rituellen Praktiken der Jains, der Herstellung von Handschriften und ihrer Verwendung, Tempelanlagen, Pilgerreisen und dem Alltagsleben von Asket/innen in Indien.

    «Und Du? Das Spiel der Fragen»
    Die Ausstellung will mehr als nur einen Blick auf die Lebensweise und -haltung von Jains werfen. Sie wendet sich an das Publikum und fragt, wie es sich den Herausforderungen unserer Zeit stellt. Bieten jainistische Konzepte wie Toleranz und Gewaltlosigkeit Antworten auf unsere Fragen? Ein eigener Bereich gibt in der Ausstellung die Möglichkeit, sich diesen Fragen spielerisch zu nähern. «Und Du? Das Spiel der Fragen» basiert auf dem Spiel «Snakes and Ladders», das ursprünglich aus Indien stammt und auch im Jainismus als Lehrmittel eine Rolle spielt. Das grossflächige Spiel in der Ausstellung verbindet analoge Spielelemente mit einer webbasierten App, die es den Besuchenden ermöglicht, ihre eigenen Fragen zu stellen.

    Veranstaltungen
    Die Ausstellung begleiten öffentliche Führungen, die gemeinsam mit Angehörigen jainistischer Gemeinden angeboten werden. Eine Gesprächsreihe geht in der Ausstellung der Frage nach, wie Jains mit den globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Kriegen und wachsender sozialer Ungleichheit umgehen. Mit der Frage «Was hat das mit mir zu tun?» richtet sich die Ausstellung direkt an die Besuchenden. Ausgewählte Gäste diskutieren in der Ausstellung über Gewaltlosigkeit, Besitz und Verzicht, Nachhaltigkeit und Vegetarismus.

    Die Daten und Themen der Veranstaltungen finden Sie unter www.rietberg.ch und im Zweimonatsprogramm.

    pd

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